Predigt am 23. Sonntag nach
Trinitatis (3. 11.13) mit Taufe und Vorstellung der Kandidierenden zur
Kirchenwahl 2013
Matthäus 28, 18-20
Christus spricht: „Mir
ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu
Jüngern alle Völker und taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und
des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.
Und siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (EG 793)
Im Strom
Christus spricht: „Mir ist
gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“. Gegeben ist ihm alles, in seine Hand gelegt, alles:
Das Leben, der Sinn, heilsame Worte, Befreiung, Freude, Würde, Liebe, Hingabe,
Freiheit, Kraft, täglich Brot, Vergebung. Alles, was im Himmel und auf Erden
wirklich wichtig ist. Gott hat es in seine Hände gegeben und er hat es dort,
bleibend, immer. Christus.
Er gibt es uns. Es bleibt aber immer sein. Wir tun. Es ist
aber sein Tun. Wir machen es. Es ist aber sein Werk. Alles kommt von daher,
alles fließt von dort über, von Gott zu Jesus und von ihm zu uns. Und wir geben
es weiter. Wir schöpfen daraus, wie aus einer unendlichen, unerschöpflichen
Quelle, wie aus einem Ursprung, an dem alles beginnt und uns selbst umfängt.
Nur darum, nur deshalb können und sollen wir. Nur weil das so
ist: Er die Quelle und wir die, die selbst gefüllt werden und daraus, aus uns
schöpfen, um anderen das, was in der Quelle unerschöpflich ist, weiterzugeben. Ein
unglaublicher Strom des Lebens.
Bewegen
„Darum gehet hin und
machet zu Jüngern alle Völker und taufet sie auf den Namen des Vaters und des
Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch
befohlen habe.“ Wie
der Sohn vom Vater kommt und der Heilige Geist von ihm, wie alles sich aus Gott
herausbewegt zu seiner Welt, so bewegen wir uns auch:
Wir bewegen uns heraus, „gehet!“
Wir gehen heraus, auch wenn wir es so sehr gewohnt sind, dass Menschen zu uns
in die Kirche kommen. Wir, der Pfarrer, die Ältesten und die Ortsältesten, ein
jeder. Wir bewegen uns, bleiben nicht bei uns, wir verlassen unsere Räume und
wir gehen heraus, wirklich zu denen, die wir zu suchen und zu finden haben.
Wir bewegen uns und wir bewegen andere. „Machte zu“ –
verwandelt Menschen, bewegt sie, dass sie andere werden als sie sind, dass sie
in sich Gott spüren und ihr Leben von ihm her anders wird. Bewegt und
verwandelt Menschen in Begegnung mit ihnen, in persönlichen Begegnungen. Dazu
strahlt aus, was euch selber beseelt und habt Vertrauen darin. Taufen ist ein
Weg, die Grundbewegung ist immer der gleiche: Verknüpft auf unheimliche Weise
Menschen mit Gott, bietet, seid für sie ein Anknüpfungspunkt für eine
Geschichte mit ihm, setzt sie auf den Weg, auf ihren Weg mit Gott; spendet
Segen, wendet euch zu, beginnt alles mit der Liebe in euch und eröffnet einen
Raum der Gemeinschaft auf ewig, öffnet Türen, seid bereit, das Fremde zu suchen.
Seid Engel für andere.
„ …und lehret sie
halten alles, was ich euch befohlen habe.“ Gebt die Sache, die Idee, die Worte, die Geschichten,
die große Liebe Gottes weiter, fügt nicht hinzu, was nicht dazugehört, lasst
nichts Wesentliches weg, versucht Jesus 1:1 zu übersetzen, hinüberzutragen zu
den Menschen, gebt Anteil an dem, von dem ihr selbst ein Teil seid. Seid sein
kleiner Segen auf zwei Beinen.
Und dann geschieht, was geschieht, wenn „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ Menschen
einander sehen, begegnen, Leben teilen:
Verbinden
Dann werden Völker zu Jüngern. Dann werden Menschen in eurer
Umgebung, näher und ferner zu Jüngern, zu Menschen, die sich mit Jesus
verbinden lassen. Unser Ziel ist nicht Kirche, nicht Gemeinde, sondern
Menschen, Menschen die Nachfolge Jesu schmecken zu lassen, sie mit Gottes Liebe
zu infizieren, sie mit Jesus, der Gottes Lebensplan ist, irgendwie sachte zu
verbinden. So wie wir mit ihm verbunden sind.
Auch wir sind Jünger, Menschen, die versuchen, diesem Gottes
Sohn nachzufolgen, an ihm etwas zu sehen, was auch für unser Leben gilt. Und
auf diesen Weg nehmen wir andere mit, erleben, ertragen, erhoffen ihre
Verbundenheit mit Jesus, die so verschieden, so vielfältig, so offensichtlich,
verborgen, dunkel und hell ist, wie das Leben selbst. Wie wir.
An dieser Verbindung arbeiten wird, werden wir selbst zu
denen, die wir werden sollen im Lichte Gottes, wir werden das, sind auf dem
Weg, er uns immer einen entscheidende Stritt entgegen.
Umarmt
„Und siehe“. Die kleinsten Worte sind die wichtigsten,
wie bei Menschen. Und siehe! Schau. Hör zu. Lass dich unterbrechen. Halte. Lass
dir sagen. Versteh! Erinnere dich. Vergiss nie:
Alles fließt aus Gott heraus zu uns. Die ganze Kraft. Euer
Amt wird euch Kraft kosten, nicht wenige, ihr werdet euch manchmal fühlen wir
leere Tonschalen. Aber Gott füllt sie euch, mit jedem Kraftabzug schenkt er
euch einen Kraftschub. Manchmal zeitversetzt, unmerklich.
„Und siehe ich bin bei
euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Wir leben davon, dass ER da ist, das er bei uns ist,
manchmal näher als wir uns selbst. Er ist in Raum und Zeit, gegenwärtig als
unsere Zukunft. Warum würden wir uns sonst Christen nennen? Er ist der, der
überall mit uns hingeht, unseren ganzen Lebensweg, der eure Schritte teilt, die
leichten wie die schweren, die zögerlichen, erschöpften, die entschlossenen,
die gemeinsamen, all, die zu den anderen und zu euch. Er ist alle Tage bei
euch, nie nur in der Summe, sondern an jedem Tag, an jedem Tag nachts und
tagsüber, jeden einzelnen Tag, den ihr lebt, den ihr Leben atmet, den ihr
denkt, zweifelt, glaubt, im Amt seid, all eure Tage, bis ihr grau seid, bis ans
Ende der Welt.
Dann, wenn alles Leid ein Ende hat, alle Tränen ausgeweint
sind, alle Trauer in unglaubliche Freude verwandelt wird, jeder Gott gefunden
hat und alle Jesus folgen, sein Reich bilden, genau bis dahin: Bis alles den
vollen Glanz trägt, der jetzt schon euer Leben bescheint, der Glanz, den ein
Amt hat, das von Gottes ewigen Bund getragen ist. Amen.