Predigt an Neujahr 2015 (1.1.2015) zur Jahreslosung 2015
„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“
(Römer 15, 7)
(Römer 15, 7)
Da geschieht Lob Gottes
Die Welt, die Menschen drauf, ist
voller Lob, voller Lob Gottes. Nur wir hören, sehen es manchmal nicht. Nicht
richtig. Es geht ein wenig unter in all den anderen Tönen, Klängen,
Sichtweisen, Fragen, Dunkelheiten. Gott hat alles zusammen geschaffen mit dem Sinn
für sich und zu seinem Lob. Seit dem ersten Schöpfungstag liegt auf der Welt
und ihrer Menschen Gottes Prädikat, Gottes Sicht auf sie, eine Sicht, die seine
Ehre und unser Wohl umfasst, jenes Prädikat vor allem: Es ist sehr gut. Du,
Welt bist es. Du, Mensch bist es.
Und Gott sieht immer wieder und
immer wieder seine Welt und uns Menschen genau so an, und dort, wo dieser Blick
von der Welt und von seinen Menschen erwidert wird, wo seine Liebe unsere Sprache,
unsere Tat findet. Dort, wo jenes „Es ist sehr gut“ erfüllt wird, wo es gesehen,
gesagt, gelebt wird; dort, wo Menschen ihrer eigenen von Gott zugedachten,
göttlichen Bestimmung ansichtig werden, sie in Momenten leben, wo Gottes
Herrlichkeit, sein liebevoller Schöpfungswille aufleuchtet, dort ist Lob
Gottes.
Dort loben Welt und Menschen Gott,
allein durch ihr ihm entsprechendes Dasein, allein dadurch, dass sie wunderbare
Antwort auf Gottes Anfrage sind, und dort bricht sich dieses Lob, diese zarte
Verherrlichung Gottes in Menschen Leben Bahn, wird still ein Dankgebet
gesprochen, singen Menschen zusammen alte Loblieder, reicht ein gewisses
Lächeln in den Himmel, taucht ein Moment auf, in dem klar ist, wozu und wohin
wir unterwegs sind. In stillen Stunden können wir jenen vollen Lobgesang der
Kinder Gottes hören, sehen, ein Teil davon sein.
Ins Licht gestellt
Jesus Christus selbst war uns ist
Gottes Lob. Er ist Gottes Antwort auf all seine und unsere Fragen. In seinem
Leben, von Anfang bis Ende, liegen Bestimmung und Sinn, Herrlichkeit und Liebe
Gottes für seine Menschenkinder. Er ist Gottes wiederholtes und endgültiges Prädikat
für alle, jenes „Sehr gut“. Jesus sah und sieht Menschen in diesem Ersten und
Letzen Prädikat sein und leben.
Jesus sah und sieht Menschen immer
in Gottes Licht, schon immer in seiner Herrlichkeit, in seinem Lob. Jesus kann
gar nicht anders. Er weiß um all das Dunkle, Zweifelhafte, um all das
Zerrissene, um all das unsere Seelen Durchfurchende, um all die Abgründe,
Gemeinheiten, um die Abwege und Irrwege; er hat sie alle am eigenen Leben und
Leib erfahren, durchlitten.
Und dennoch sieht er Menschen als
solche an, die vom Licht Gottes beschienen sind, in denen sich seine Bestimmung
erfüllt, die in sich jenes von Gott gegebene Fünklein voller Liebe tragen. Das
will er annehmen, vorab und vorweg. Er sieht immer mehr und für seine Ohren und
Augen, für seine Gott erfüllten Sinne schwingt die ganze Welt bis heute in
allen Dissonanzen als ein großer Ton des Lobes Gottes.
Es wäre: als nähme er uns an, an
sich heran; als nähme er uns, immer wieder da, wo wir sind, leben, tun, lassen
sündigen, versuchen, lieben, wie in seine Hände und würde uns - so sehr Gott im
Sinn - in, in dessen Horizont stellen, uns
hineinnehmen in Gottes Liebe und ihr Licht, so dass es gar nicht anders geht:
An uns leuchten auf etwas von Gottes wunderbarer Herrlichkeit, wir sind Lob
Gottes.
Sich herrlich ansehen
Sich selbst und die anderen in
diesem Lichte Gottes sehen, verstehen, hören, denken, in ihnen zuerst und immer
ein Stück der göttlichen Herrlichkeit annehmen, vermuten wollen, entdecken, suchen.
in uns und ihnen sehen, wie Jesus Christus schaut und wie Jesus Christus geschaut
wird, seinem Blick folgen und ihn sehen … Das ist alles andere als leicht.
Es ist Aufgabe, Herausforderung, Zumutung.
So vieles mag uns den Blick
verstellen, trüben, ablenken, auf uns und andere; so wenig mag sichtbar sein
von jener Herrlichkeit, so verzerrt, verdunkelt, so fern, so ungewohnt, so
total anders, so unterschieden, mag das sein, was wir sehen, dass wir darin
kaum noch etwas, nein gar nichts von Gott, seinem Schöpfungswillen, seiner
Bestimmung, dem Licht, der Herrlichkeit, von Lobenswertem sehen, erkennen
können.
Und trotzdem dann annehmen, sehen:
Wir stehen im Licht Gottes, von Gott dorthin gestellt. Immer wir beide sind von
Gott angenommene Geschöpfe. Und trotzdem dann annehmen für den anderen und für
mich: Wir sind immer, immer noch und unverrückbar Kinder Gottes. Und trotzdem
dann annehmen und einander im Lichte Gottes wahrnehmen, in mir und im anderen
Gottes herrliche Liebe lebendig sehen, Christus schemenhaft erblicken, jeder ein
kleines wunderbares Stück vom Reich Gottes.
Amen
Und in Stille zu sich, in Worten
und Gesten zum anderen Amen sprechen, ja: So sei es. So sind wir, du und ich,
bevor wir beide überhaupt wo sind und wann werden; Amen, so ist es: wir von
Gottes Liebe beschienene Menschen. Das anerkennen, darin einwilligen: Das ist die
einzig legitime Existenzform von uns beiden, jenes „Sehr gut“, jenes, was uns,
bevor wir tun und lassen, handeln, annehmen, zögern, zweifeln, mutig sind,
schon immer zum Lob füreinander macht. Amen.