Predigt zum 117. Jahresfest des Diakonissenhauses
(26. Juli 2015)
Rote Rosen
Für dich soll´s rote Rosen regnen.
Von oben, herabfallend, aus dem Himmel, zu dir, dir von Liebe erzählen. Der
Mensch steht, sitzt oder liegt direkt oder indirekt meistens auf der Erde. Über
ihm der Himmel, verbaut durch Betondecken, verhüllt durch Blätterwerk, ganz
klar, strahlend blau. Regen fällt aus dem Himmel. Schnee im Winter auch, leicht
tanzend, Blitz und Donner, und irgendwie fallen auch die Sonnenstrahlen aus dem
Himmel, aber anders, verbindender. Aus dem Himmel … als sei der Himmel ein
wunderbares Reservoir, aus dem auf Menschen manches fällt.
Menschen können aufrecht stehen, auch
sitzen, aufrechte Menschen, aufgerichtet. Sie sind himmelausgerichtet. Sie
blicken in den Himmel, manchem Flugzeug folgend, die Wolken beobachtend, die
Sterne am Abendhimmel; sie liegen auf dem Grasboden und schauen in den fernen
nahen leuchtendblauen Sommerhimmel. Sie beten und hoffen, bitten und flehen, manchmal
danken, strecken sich jenem Himmel entgegen, den Wissenschaftler Weltall
nennen.
Und der Himmel wird zum
eigentümlichen Sehnsuchtsort. Der Himmel über uns erzählt vom Himmel in uns,
erzählt von Weite und Geborgenheit, von Heimat und Fernweh, von Höhe und Tiefe.
Wie kommt man in den Himmel? Wie kommt er zu uns, auf die Erde? Phantastischer
Ort für die gedachte Heimat von Engeln, Überirdischen, von Gott, auf jeden Fall
ist Himmel mehr als Erde, die Ausweitung der Erde nach Woanders, ein
himmlischer Baldachin für Menschenkinder.
Zachäus, jener reicher Sünder rückt
dem Himmel ein Stück näher, von Natur aus nah an die Erde gewachsen, klein von
Statur, klettert er auf einen Baum und will von dort Jesus sehen. Und: Jesus,
Gottes Sohnes, sieht im Vorübergehen Zachäus, er, der von Gott vom Himmel auf
die Erde geschickt wurde, schaut in den Himmel und sieht dort den Mensch,
Zachäus. Verkehrte Welt?
Heiter
Heiter bis wolkig. Tausendmal schon
gehört von der Wettervorhersage. Heiter ist nur leicht wolkig, um
meteorologisch genau zu sein: Heiter ist eine zweiachtel Bewölkung, viel mehr
Sonne als Wolken, viel mehr blau als grau. Wie wunderschön: das kann auch für
Menschenleben und Seelen gelten. Nur wenig von Sorgen, Problemen, Dunkelheit
bewölkte, grau gemachte Seelen, sondern: Heitere, fast vollkommen sonnige
Seelen.
Heiter lässt sich mit wunderbaren
deutschen Worten beschreiben, die von so viel erzählen: von Mut und Raum, von
Lockerheit und Fröhlichkeit. Wer heiter ist und wird, der ist frohgemut, der
ist aufgeräumt, ist aufgelockert, ist positiv gestimmt und gelassen, er ist alles
andere als ein Griesgram, als einer mit Schwermut.
Zachäus mag vielleicht eine solcher
gewesen sein. Wer weiß. Vielleicht hat ihn die Sünde, die Kontaktlosigkeit zum
Leben, so gemacht, schwermütig, negativ, griesgrämig. Als Jesus ihn über sich
auf dem Baum den Himmel als Horizont hinter ihm sah und ihn bat eilends
herunterzusteigen, um bei ihm einzukehren, da wurde Zachäus heiter gemacht, da
stieg er heiter vom Baum: Es hatte sich was gelöst, gelockert in ihm, die
Sündenwolken verzogen in ihm, er wurde innerlich aufgeräumt und er fasste Mut.
Eilends stieg er vom Baum auf die Erde zurück, eine für ihn andere, und nahm
Jesus mit Freuden, froh und heiter auf. Und Jesus? Er war wohl der, der er vom
Anfang an war, jener vom Himmel auf die Erde Heruntergekommene, von dem der himmlische
Engelsbote bei seiner Geburt heiter und Mut machend rief: „Fürchtet euch nicht,
siehe, ich verkündige große Freude, die allem Volk widerfahren wird.“ Eine
frohmachende, erheiternde Botschaft, die Jesus da ist, bis heute.
Ein heiterer Himmel
Aus heiterem Himmel: Plötzlich,
unerwartet, schlagartig. Gerade sah es am Himmel vollkommen heiter aus, so gar
nicht nach Regen, und plötzlich, sprichwörtlich aus heiterem Himmel beginnt es
zu regnen, ziehen Gewitterwolken auf, wird aus heiter unerwartet stark wolkig.
Verkehrte Welt für Zachäus: Aus heiterem Himmel widerfuhr ihm gerade das
umgekehrte: Jesus blickt in den Himmel, sieht Zachäus, begegnet ihm und das
Leben von Zachäus wird von sehr wolkig plötzlich und unerwartet heiter, sehr
heiter. Der Grund seiner Freude niemand anderes als Jesus, als Gott.
Trotz allen Leids, trotz allem, was
schief geht, was Menschen falsch machen, sich antun, erleiden, trotz dem, dass
Gott zornig werden könnte, er auch Wut im Bauch hat, er sich zutiefst schämt
für manches, was passiert, ist und bleibt er ein liebender, ein grundpositiver,
ein heiterer Gott, ein Gott, der eine tiefe Freude an Menschen hat, sie
beharrlich mag und liebt, sich an ihnen freuen möchte und freut, der noch mehr
als Menschen es jemals sein könnten, dies ist: irgendwie göttlich frohgemutet,
aufgeräumt, aufgelockert, eben heiter.
Vielleicht ist das manchmal
unerwartet, unglaublich. Für uns. Eben: Aus heiterem Himmel. Das könnten wir wörtlich
nehmen. Gott im Himmel hat das gegeben, was seine tiefste Freude ist, seinen
eignen Sohn, damit er unsere Freude ist und wird: Jesus. Wie Zachäus von Jesus entdunkelt
und erheitert wird und seinem Haus Heil widerfährt, werden auch wir entdunkelt,
erheitert und widerfährt diesem Haus Heil. Wirklich aus heiterem Himmel. Warum dann
nicht auch um des Himmels willen: Für euch soll´s rote Rosen regnen. Amen.