Predigt am
1. Christtag 2017 (25.12.17)
Äußerlich Engel
Außen auf
unserer Klappkarte zwei Engel. Um ihnen herum ist dunkel, ist Nacht. Es
zeichnet sich aber irgendwie etwas Grau-Grünes hinter ihnen ab, vielleicht die
Weltkugel, unsere Erde. Die beiden Engel haben Engelsgewänder und Flügel und
einen goldglänzenden Heilgenschein.
Beide Engel
schweben. Engel schweben durch unsere Weihnachts- und Adventszeit, sie schweben
zu Zacharias, zu Maria, zu Josef, zu den Hirten. Engel sind fast überall, in
Auslagen der Geschäfte, auf Weihnachtsmärkten hängend an Buden und
Lichterketten, irgendwo auch in unseren Zimmern, stehen sie, fliegen sie,
strahlt ihr Engelsgesicht uns an, sie sagen, singen und musizieren sich durch
unser Weihnachten. Engel sollen behüten und beschützen, sagt man, glaubt man.
Sie sind aber vor allem Botschafter Gottes, sie tragen Gottes gute Botschaft zu
Menschen, sie erschrecken, rütteln auf, setzen auf neun Lebenspfade, bringen
Gottes Willen und Planen in Menschenleben, überbringen Gott auf Erden.
Meistens
erscheinen Engel allein, sie sind singulär, oder in Gruppen als himmlische
Heerscharen. Unsere beiden Engel im Bild sind zu zweit, ein Paar, ihre beiden
Körper sind zueinander gewandt, ineinander gemalt. Ist der Körper des einen Engels
unvollständig, abgerissen, versehrt?
Innen Liebe
Wenn wir
dir Karte aufklappen, so können wir einen guten Teil eines Verses aus dem
Titusbrief lesen, ein Teil weihnachtliche gute Botschaft: „Als aber erschein
die Freundlichkeit und die Menschenliebe Gottes“. Sie ist mit Weihnachten uns
erschienen. Aber wie sieht sie aus? Die Freundlichkeit und Menschenleibe
Gottes? Ein lächelnder, freundlicher, uns mit Blicken umarmender Gott?
Wir klappen
die Karte wie der zu, schauen noch mal auf die Vorderseite, auf unsere beiden
Engel. Sie sind Bild für Gottes Freundlichkeit und Menschenliebe. So, wie sie
gemalt sind, so ist Gottes Freundlichkeit und Menschenliebe, so wie beide Engel
zueinander sind, sich bewegen, schweben ist Gottes Liebe zu uns und so bringen
beide diese Liebe zu uns, uns vor Augen und in die Seele.
Beide sind
zwei Engel, ein Paar, zwischen ihnen zeigt sich, erscheint Gottes Liebe, ihre
beiden Körper gehen ineinander über, verschmelzen, aber beide sind noch eigene
Engelsgestalten. Beide haben eine Richtung, ein Wohin ihres Schwebens, ihre
Liebe zielt auf einen Weg, ist ein Weg, das zeigen ihre Körper, ihre Hände, die
sich ausrichten, die nach vorne greifen, tasten, suchen, fliegen.
Die
Gesichter der beiden Engel sind ernst, konzentriert, so wie Liebe ist, wenn sie
den ernst nimmt, den sie liebt, das ernst nimmt, was Liebe bedeutet und in sich
trägt. Der linke Engel im Bild hat seinen Blick gesenkt, er schaut auf das,
worauf er schwebt, er gibt sich ganz fest dem Schweben, dem Zufliegen auf das,
wohin er will und soll, hin. Es ist als würde er fast glauben blind. Der rechte
Engel im Bild schaut auf den anderen, auch wenn sein Gesicht um die Richtung
des Fliegens weiß. Er schaut auf den anderen Engel, als würde er auf ihn
aufpassen, ihm zureden, um ihn wissen, um seinen Blick, sein Schweben auf
Erden. Ein bisschen Angst schwingt in seinem Blick mit, die Angst, die wohl
schon den Weg der Liebe Gottes ans Kreuz weiß. Beide Engel, die eine
zusammengenommene Engelsgestalt ist wie zart und zerbrechlich, aber bestimmt
und transparent auf Gottes Gabe der Liebe.
Erscheine
Mit dem
Gesehen klappen wir die Karte noch einmal auf. Die rechte Seite der Innenkarte
ist leer. Sie ist zu beschreiben. Der Vers aus Titus 3, die Bewegung der Engel
auf der Außenseite ist erst wirklich zu schreiben. Die leere Kartenseite sind
wir. Unser Leben, unser Weihnachten, das Gott beschreiben möchte, in das hinein
er seine Worte voller Menschenliebe schreiben, hineinleben möchte.
Die beiden
schwebenden Engel, in denen sich die Liebe Gottes zu Menschen abbildet, die
erscheinen erst ganz, wenn sie uns erscheinen, wenn sich Gottes gute Botschaft
von seiner Liebe in unser Leben, in unser weihnachtliches Leben hineinschreibt,
uns erscheint und die rechte Innenseite sich füllt mit Worte, die uns meinen,
uns schreiben, unser Leben füllen mit Gottes Liebe und Freundlichkeit, wir die
Menschen sind, die er liebt. Dann ist Weihnachten.
Ausblick
Klappen wir
die Karte ein letztes Mal zu. Nun aber beschauen wie sie von ihrer Rückseite,
stellen uns vor, wir haben die beiden Engel gesehen, gesehen, wie die Liebe
Gottes zu uns ist, kommt, haben gelesen, dass sie verbindlich niedergeschrieben
ist in Wort und Bibel, und glauben, dass sie unser Leben füllen mag.
Und jetzt
sehen wir die Rückseite der Klappkarte. Da sind Angaben zum Bild, vom wem und wie
man es bestellen kann. Nützlich und weltlich. Das gehört seit dem ersten
Weihnachten dazu. Gleich den Abkündigungen unserer Gottesdienste, die uns in
die Welt weißen, an die Orte, an denen wir zu leben haben. Weihnachten gilt es
nach Weihnachten zu leben. Die Menschenliebe Gottes, die uns ins Leben
geschrieben wird, hat ihren Ort in der Welt, in unserer, in den Zusammenhängen,
in denen wir leben. Dort bewährt sie sich, dort bewahrheitet sie sich. Dort
dürfen wir immer wieder, gleich den Fürbitten vor jeden Abkündigungen, um sie
bitten und sie betend eintragen lassen in unser Leben.
Auf der
kleineren linken Hälfte sehen wir noch einmal einen der beiden Engel. Sein
Blick ist rückwärtsgewandt. Seine Körperbewegung geht nach vorne. Am weitesten
nach vornegewandt ist der Zipfel seines Engelsgewands, als wolle er uns
verheißen, Gott ist zum Greifen nahe. Die linke Hand des Engels greift selbst
hinaus auf das, wohin er schwebt, vielleicht tastet er offen auf uns zu, sucht
er uns und bringt uns das, was er darstellt: Gottes Liebe zu seinen Menschen,
zu dir und mir.
Der Blick
des Engels schaut zurück. Wir wissen auf den anderen Engel. Wir wissen, er blickt
auf jenes sogenannte erste Weihnachten, auf Gottes Menschwerdung seiner Liebe
zurück und bringt sie gleichzeitig zu uns. Alles konzentriert sich in seinem
Blick, in seinem Gesichtsausdruck. Dieser Engel weiß ganz genau, weiß ehrfürchtig,
bisschen ängstlich, aber voller Sendungswille, er weiß ganz genau: Wie wertvoll
zu tragen, zu bringen, wie wertvollst die Menschenliebe Gottes für uns ist.
Amen.