Donnerstag, 17. Mai 2018

Wunderbare Wörter


Predigt am Pfingstfest 2018 (20.5.18)

1. Korinther 2, 12-16
Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, dass wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist. Und davon reden wir auch nicht mit Worten, wie sie menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen. Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden. Der geistliche Mensch aber beurteilt alles und wird doch selber von niemandem beurteilt. Denn »wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer will ihn unterweisen«? (Jesaja 40,13) Wir aber haben Christi Sinn.

Wortcontainer
Was wohnt den Worten inne, den Worten, die wir sprechen. Sind es nur Buchstaben, die sich im Wort, im Satz zu einer Bedeutung, zu einem Sinn zusammenfinden? Was wohnt den Worten inne, den Worten, die wir alltäglich sprechen, unzählige, unbedachte, fein formulierte, welche die uns schnell über die Lippen kommen, manchen die wir erst herauspressen müssen aus uns. All diesen Worten - wohnt ihnen der Sinn inne? Haben sie ihn wie in einem Gefäß inne, tragen traurige Worte die Trauer in sich und sind eigentlich schwarz? Beherbergen Worte die Freude in sich und schweben? Und die Worte von Liebenden, habe die Liebe in sich und glänzen still?
Abermillionen Worte umschwirren uns, abermillionen Worte haben wir schon gehört, wurden zu uns gesprochen, haben wir in uns und sagen wir auch wieder aus uns heraus. Worte, die uns getroffen haben; Worte, die wir wie Geheimnisse und Schätze in uns tragen; Worte, die wir schnell wieder vergessen und die nur für kurze Zeit in uns sind. Wir Mensch als Container voller Worte - und mit all diesen Worten sehen wir die Welt, legen wir der Welt Bedeutung bei, deuten und erklären, benennen wir, stiften wir Beziehungen, klagen und lachen wir. Wir sind wie Container voller Wörter und leben selbst in einer Welt voller Wörter, gesprochen, geschrieben, gesungen, gemailt, weltweit - und wir mit unseren Worten, manchmal klein, manchmal groß, mittendrin.
Und manchmal ist die Gefahr da. Der Sinn, das Bedeutsame, das wirklich Zusagende in den Worten, wird wie verschleppt, droht, wie überklebt zu werden von so vielen Worten, von so vielen auch unnötigen, dahingesagten, unbedachtem, eigentlich wortlosen, sinnlosen, geistlosen Worten – und verliert sich.

Wort in mir einsenkt
Und dann spüren Menschen nicht mehr, vergessen es, bleibt es ihnen selbst wie verborgen, dass es eingesenkt ist, gegeben ist, dass es geschenkt ist, wir es empfangen haben und wir es doch in uns tragen, das Wort Gottes, die Worte Gottes, seinen Geist, der in uns uns selbst erzählt, wach hält, uns erinnern möchte, uns immer wieder darauf ansprechen möchte: Du, du Mensch, bist von Gott gewollt, gemeint, mit Leben beschenkt. Du, du Mensch, stehst in unverlierbarer Verbindung zu Gott, dir hat Gott den Sinn eingeschrieben, er hat dir das eine Wort CHRISTUS eingegeben und mit ihm unendliche Worte, die den Sinn in sich tragen.
Wir haben den Geist, auch wenn uns der Sinn dafür manchmal in der Flut der Wörter, in der ungeheuren Präsenz anderer Geister und vieler Ungeister und Unworte fast untergeht, klein wird. Wir haben den Geist Gottes in uns gegeben, geschenkt, mit ihm seine von ihm inspirierte Worte, gefüllt voller Gott, kleine wunderbare Worte, die randvoll sind mit Gott, mit CHRISTUS, mit Kreuz und Auferstehung, randvoll mit Hoffnung, Vertrauen, Würde, Licht, Glanz, Macht, Trost und tief beseelten Lachen.
Göttliche geistgewirkte Wörter haben wir in uns, vielleicht tief in unserer letzten Herzecke, aber dennoch. Und das ist wunderbar. Und vielleicht ist es so: Wir brauchen nur ihnen Raum lassen in uns, sie auch wirken lassen, sie beherbergen und in uns wohnen, leben lassen, sie wie aktivieren, oder zumindest den kleinen Schritt immer wieder machen: Darauf vertrauen, dass sie in uns selbst aktiv sind, kleine geistvolle Kraftzentren Gottes in uns.

Mit Worten sehen
Mit unserem Vertrauen darauf, mit unserem Gespür und wissen, Gott hat sich in uns geschenkt, in die Worte eingesenkt, können wir sie auch sagen, die göttlichen Wörter in uns, heraussagen - und, wenn wir sie sagen, weitergeben, sie in der Welt aus unserem Mund heraus sprechen, all das Göttliche in ihnen, dann kommt Geist in die Welt, dann kommen Gottes kleine Wortkraftzentren in die gesprochene Welt hinein und füllt sie.
Wir führten dann Worte im Mund und sprachen sie, die vom Geist inspiriert, die voller Geist sind, und die ein göttliches Vermögen, eine göttliche Möglichkeit haben. Diese Worte sind wie kleine Wortbrillen, mit der wir die Welt sehen, geistlich betrachten und mit denen wir die Welt um uns herum geistlich deuten. Dieses Potential, die Möglichkeit wohnt diesen Worten inne: Sie deuten alles, sie beurteilen alles, was wir sehen, mit dem, was sie in sich tragen, mit Gott und Geist – und so legen sie zart wie den tiefsten Sinn in alles hinein.
All das um uns herum, die Dinge, die Gegenstände, die anderen Menschen, die Ereignisse, die Begegnungen, all das, trägt dann zart den Sinn Christi in sich, steht in einer manchmal unsichtbaren, aber unwiderruflichen Verbindung zu Jesus Christus. Der andere ist immer das Gesicht Christi am Alltag unserer Tage. Wir haben den Geist in uns, er versichert uns: Du bist mit Gott beschenkt. Er hat in uns seine Worte eingepflanzt und wir können aus ihnen heraus leben und sie sagen inmitten all den andere Worten unserer Welt, wir können sie sagen und damit Gottes unendliche Sinn aufdecken, hineinlegen in unsere Wortewelt. Dann wohnt ER, er selbst den Worten inne und die Welt, wir selbst sind vom Geist wortreich beseelt. Amen.

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